3.9.3. Hochwassergefährdung
Einleitung
Natürliche Prozesse werden als Naturgefahren wahrgenommen, wenn sie in der Lage sind, Menschen oder Objekten direkt oder indirekt zu schaden. Natürliche Prozesse werden erst durch das Urteil von Menschen oder einer Gesellschaft als Naturgefahr interpretiert, dabei spielen Wertvorstellungen, der Umgang mit den Gefahren und Bewältigungsstrategien eine große Rolle. In den Naturgefahrenkarten werden Hochwasser, Erdbeben, Lawinen, Rutschungen und Muren dargestellt.
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3.9.3.1 Hochwassergefährdung
Es gibt große Unterschiede zwischen Flüssen im Flachland und Wildbächen – im Gebirge führen Überflutungen im Oberlauf wegen des hohen Anteils an Sedimenten häufig zu Übermurungen. Im Mittel- und Unterlauf dagegen muss mit „gewöhnlichem“ Hochwasser gerechnet werden, also mit dem Ansteigen des Wasserstands eines Flusses über einen bestimmten Pegel; meist wird dafür der mittlere Wasserstand herangezogen.
In großen Teilen Europas kam es 2002 und 2005 zu ausgedehnten Hochwasserereignissen mit sehr hoher Jährlichkeit (z.T. weit über HQ100 – das entspricht einem Ereignis, das alle 100 Jahre zu erwarten ist), auch in der Steiermark traten in diesen beiden Jahren viele Flüsse über die Ufer. Hochwasser wird in der Steiermark meist durch langanhaltenden Starkregen oder durch die Kombination von Regen und Schneeschmelze ausgelöst. Im Winter ist aufgrund der Schneedeckenbildung von keiner Hochwassergefahr auszugehen, eine Ausnahme bilden Eisstauungen in den Oberläufen alpiner Flüsse – Eisstauungen sind etwa im oberen Murtal alle 20 Jahre zu erwarten.
Auf der Karte werden Hochwasser-Überflutungsflächen mit der Eintrittswahrscheinlichkeit von 300 Jahren (HQ 300) dargestellt. Zu beachten ist, dass für einige Abschnitte noch keine Studien vorliegen und deshalb auch dort, wo auf der Karte keine Gefährdung ausgewiesen ist, Überschwemmungsflächen vorliegen können. Ob ein Fluss über seine Ufer tritt, ist von vielen Faktoren abhängig, z.B. von der Form des umliegenden Geländes, von den geologischen Verhältnissen, die mitverantwortlich für die Gestalt des Flusses selbst sind (Tiefe der Sohle, Breite des Flussbetts) und von Eingriffen durch den Menschen (mehr Abflussraum durch Aufweitung der Ufer und Eintiefung der Sohle). Retentionsräume sind Flächen, die im Falle erhöhter Wassermengen ohne großen Schaden anzurichten überflutet werden können – Voraussetzung für diesen naturnahen Lösungsansatz, der dem Fluss den erforderlichen Platz zugesteht, ist keine bzw. nur extensive Nutzung der entsprechenden Flächen. Hochwasserrückhaltebecken sorgen für dosierte Abflussmengen und verhindern auf diese Weise Überschwemmungen flussabwärts gelegener Gebiete.
Quellenverzeichnis
Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, GIS-Steiermark 2007-2010;
Wildbach- und Lawinen-EZG: © WLV, 2010;
Lehrplan Volksschule, Sachunterricht:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_vs_7_su_14051.pdf?61ec03
Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/NMS:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf
Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568
Lehrpläne BHS (HLW und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP):
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24
Autorinnen und Autoren
Text:
Mag. Andreas Maier (2010)
Kartengestaltung:
Mag. Andreas Maier (2010), Mag.a Edeltraud Pirker (2019), Anna Weissinger MSc (2024)
Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb
Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb
Web-Bearbeitung:
Mag.a Edeltraud Pirker (2019), Anna Weissinger MSc (2024)
Vertiefende Kenntnisse und Einsichten über das Leben und Wirtschaften in Regionen, die von Naturgefahren bedroht werden, zu gewinnen, ist ein Lehrziel der 5. Schulstufe. Er ist aber auch zur Einordnung von Fallstudien in allen Jahrgängen von der 3. Schulstufe aufwärts geeignet, besonders im Rahmen des übergeordneten Bildungsbereiches „Österreich“ im GW-Lehrplan der Sekundarstufe I.
Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.
Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen = Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.
Lehrplanforderungen Grundstufe I
Erfahrungs- und Lernbereich Technik
Kräfte und ihre Wirkungen
- Erste Erkenntnisse über Kräfte und ihre Wirkungen erwerben
- Auswirkungen einiger „Naturkräfte“ (zB Magnetkraft, Wind- und Wasserenergie) kennen lernen
Lehrplanforderungen Grundstufe II
Erfahrungs- und Lernbereich Natur
Verständnis über die ökologischen Auswirkungen menschlichen Handelns gewinnen
- dabei die Erkenntnis gewinnen, dass der Mensch die Natur behutsam nutzen, sie aber auch stören und zerstören kann (Probleme identifizieren: Abfall, Luft- und Wasserverschmutzung)
- die Notwendigkeit von Gesetzen und Maßnahmen zur Erhaltung der Natur verstehen (zB Pflanzen- und Tierschutz, Schutzgebiete)
Lehrplanforderungen Sekundarstufe I– Geographie und Wirtschaftskunde
1. Klasse:
Wie Menschen in unterschiedlichen Gebieten der Erde leben und wirtschaften:
- Erkennen, wie Menschen mit Naturgefahren umgehen.
3. Klasse:
Lebensraum Österreich:
- Anhand von unterschiedlichen Karten, Luft- und Satellitenbildern die Eigenart österreichischer Landschaften erfassen.
Gestaltung des Lebensraums durch die Menschen:
- Die Lebenssituation in zentralen und peripheren Gebieten vergleichend erfassen. Vergleichen unterschiedlicher Standortpotenziale zentraler und peripherer Gebiete an den Beispielen Verkehr, Infrastruktur, Versorgung und Umweltqualität.
Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde
5. Klasse (1. und 2. Semester)
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt
Geoökosysteme der Erde analysieren
- Wechselwirkungen von Klima, Relief, Boden, Wasser und Vegetation analysieren
- Geoökosysteme und deren anthropogene Überformung erklären
Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren
- Unterschiedliche Folgen von Naturereignissen aufgrund des sozialen und ökonomischen Gefüges beurteilen
6. Klasse
3. Semester – Kompetenzmodul 3
Außerwert-und Inwertsetzung von Produktionsgebieten beurteilen
- Abhängigkeit landwirtschaftlicher Nutzung vom Naturraumpotential untersuchen
- Eignung von Räumen für die Tourismusentwicklung sowie Folgen der Erschließung beurteilen
7. Klasse
6. Semester – Kompetenzmodul 6
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft
Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern
- Geoökologische Faktoren und Prozesse erklären
- Naturräumliche sowie soziale Gegebenheiten und Prozesse als Ursachen ökologischer Probleme erörtern
Lehrplanforderungen BHS
HAK:
I. Jahrgang (1. und 2. Semester):
Geoökologische Wirkungsgefüge und wirtschaftliche Auswirkungen:
- Endogene und exogene Kräfte (Entstehung und Veränderung), Naturkatastrophen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen, Atmosphäre und Wetter, Wechselspiel zwischen Klima und Vegetation, wirtschaftliche Nutzungen und ihre Auswirkungen (Konfliktfelder und Konfliktbewältigung bezüglich Umwelt, Bodenschätze, Ressourcenverteilung)
HLW und Tourismusschulen:
V. Jahrgang – Kompetenzmodul 9:
10. Semester
Österreich:
- Naturräumliche Voraussetzungen und Nutzungen.
HTL:
I. Jahrgang
Geofaktoren und ökologisches Wirkungsgefüge.
- Wechselwirkungen zwischen Ökosystemen; Ressourcenknappheit und Tragfähigkeit der Erde; Nachhaltigkeit in der Raumnutzung; Nutzungskonflikte; Lebensraum Österreich.
Die Schülerinnen und Schüler können…
- Auswirkungen einiger grundlegender „Naturkräfte“ aufzählen. (Grundstufe I)
- die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt anhand von Naturgefahren erklären. (Grundstufe II / AFB II)
- Strategien und Auswirkungen von Naturgefahren auf den Menschen nennen und erklären. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I, II)
- Standortpotenziale unter dem Gesichtspunkt möglicher Naturgefahren bewerten. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
- Folgen von Naturereignissen bzw. Naturgefahren in Verbindung mit Aspekten des sozialen und ökonomischen Gefüges analysieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
- Eignung von Räumen für die Tourismusentwicklung unter Gesichtspunkten möglicher Naturgefahren beurteilen. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
- ökologische und gesellschaftliche Auswirkungen von endogenen und exogenen Kräften exemplarisch anhand von Naturgefahren erklären. (HAK / AFB II)
- naturräumliche Nutzungspotenziale und Grenzen analysieren. (HAK / AFB II)
- naturräumliche Gegebenheiten Österreichs, z.B. mögliche Naturgefahren, beschreiben. (HLW und Tourismusschulen / AFB I)
- die Geofaktoren sowie deren Wirkungsgefüge, beispielhaft anhand von Naturgefahren erklären. (HTL / AFB II)
Ergebnisse der Georisiko- oder Hazardforschung haben in den letzten Jahrzehnten besondere öffentliche Aufmerksamkeit erregt, meist in Zusammenhang mit der Erklärung von Naturkatastrophen und der Frage nach deren Prävention. Dabei spielt auch die zunehmend globale Dimension der Ereignisse eine Rolle und wirft immer wieder die Frage auf, ob bzw. inwieweit auch menschliche Aktivitäten deren Häufigkeit und Ausmaß steigern. Damit sind Naturgefahren nicht nur als solche integrativer Bestandteil einer ganzheitlichen Umweltbetrachtung bzw. Umweltbildung, sondern auch dadurch, dass sie mögliche negative Wirkungen des Menschen auf das globale Umweltsystem aufzeigen können.