3.8 Naturlandschaften
Einleitung
Es gibt zahlreiche Versuche, die Steiermark in naturräumlich einheitliche Gebiete zu gliedern, der Schulatlas Steiermark bietet hierfür die modernste Version. Sie hat den Vorteil, ausschließlich traditionelles, ortsübliches Namensgut zu verwenden und eine für schulische Zwecke ausreichende und doch übersichtliche Differenzierung zu bieten.
Die Naturlandschaftsgliederung kann mit einer einfachen Typisierung nach geologisch-formenkundlichen Merkmalen (siehe „3.8.3 Landschaftshaupteinheiten“) überlagert und somit leichter nachvollzogen werden.
Karten
3.8.1 Naturlandschaftsgliederung
3.8.2 Naturlandschaftsgliederung der Steiermark
3.8.3 Landschaftshaupteinheiten in der Steiermark
Arbeitsmaterialien
Naturlandschaftsgliederungsspiel
Arbeitskarte 1 – Naturlandschaften
Arbeitskarte 2 – Landschaftshaupteinheiten
Didaktik
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3.8.1 Naturlandschaftsgliederung
Nähere Erläuterungen siehe Karte „3.8.2 Naturlandschaftsgliederung der Steiermark“
3.8.2 Naturlandschaftsgliederung der Steiermark
Nicht zu Unrecht steht die Steiermark im Ruf, eine große Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften zu besitzen. Auch die erste Strophe der Landeshymne spannt einen Bogen vom Hochgebirge („Hoch vom Dachstein an“) zu den Hügelgebieten („Rebenland“) im Alpenvorland. Freilich zeigt der Vergleich mit den meisten anderen österreichischen Bundesländern, dass die Steiermark darin keinesfalls einzigartig ist. Als spezielle Merkmale bzw. Besonderheiten der Steiermark können u.a. gelten:
- Die Steiermark erschließt ein Landschaftsprofil von den Nordalpen bis zum Südrand der Alpen bzw. zum Südöstlichen Alpenvorland.
- Mit einer Fläche von 12 673 km2 (Gültigkeit der Alpenkonvention), das sind mehr als drei Viertel des Landes, besitzt die Steiermark von allen Bundesländern die größte Gebirgsfläche (zum Vergleich: Gebirgsfläche des Bundeslandes Tirol: 12 648 km2).
- Der Höhenunterschied zwischen dem höchsten (Hoher Dachstein, 2996 m) und dem tiefsten Punkt (Mur beim Austritt aus dem Land nahe Bad Radkersburg, 200 m) beträgt knapp 2800 m. Dieser Wert liegt in den westlichen Bundesländern jeweils höher und deutet auf einen gegenüber diesen abgeschwächten Gebirgscharakter hin.
- In keinem anderen Bundesland gibt es so viele inneralpine Becken (das größte ist das Judenburger-Knittelfelder Becken), wofür das Auseinandertreten der alpinen Gebirgsketten nahe dem Alpenostrand verantwortlich ist.
- Beherrschendes Landschaftselement der Steiermark ist ganz eindeutig der Wald, der – je nach Quelle – an die 60 % der Landesfläche bedeckt (zum Vergleich: Österreich um 40 %).
- Der geographische Mittelpunkt der Steiermark liegt auf 47°43’ nördlicher Breite und 15°26’ östlicher Länge an der Nordabdachung der Gleinalpe in der Gemeinde St. Stefan ob Leoben. Zufällig befindet er sich in einer für die Steiermark tatsächlich besonders typischen, waldreichen Mittelgebirgslandschaft mit einzelnen Bergbauernhöfen.
Blick vom Messendorfberg auf Graz mit dem Steirischen Randgebirge (Gleinalpe) im Hintergrund. (Foto: M. Lieb)
Blick aus dem Donnersbachtal (Wölzer Tauern) auf den Grimming (Dachsteingruppe) und das Tote Gebirge im Hintergrund. (Foto: M. Lieb)
3.8.3 Landschaftshaupteinheiten in der Steiermark
Die Karte „Naturlandschaftsgliederung der Steiermark“ zeigt eine Gliederung der Steiermark in naturräumlich abgegrenzte Landschaftseinheiten mit traditionellen Namen. Sie spiegelt die komplizierte Topographie der Steiermark wider und gliedert diese in Gebirgsgruppen, Täler, Becken, Pass- und andere Landschaftseinheiten mit traditionellen, ortsüblichen Namen. Die Nebenkarte „Landschaftshaupteinheiten der Steiermark“ zeigt eine Zusammenfassung in Großlandschaften, wie sie auch zur naturräumlichen Gliederung des gesamten österreichischen Staatsgebietes verwendet wird.
- Nordalpen: Vorherrschend (aber nicht ausschließlich) aus Kalken und Dolomiten aufgebaute Gebirgsmassive, meist mit ausgeprägtem Hochgebirgscharakter. Ihren Südrand bildet die Nördliche Längstalfurche, die die Steiermark von Westen nach Osten entlang von Enns, Palten, Liesing, Mur und Mürz durchzieht.Beispiel für die Naturlandschaft der Nordalpen: Blick vom Loser (Totes Gebirge) auf die Dachsteingruppe mit dem Ausseer Becken davor. (Foto: M. Lieb)
- Zentralalpen: Vorherrschend aus kristallinen Gesteinen aufgebaute, meist lang gestreckte Gebirgszüge mit in den Niederen Tauern ausgeprägtem, nach Osten jedoch abklingendem Hochgebirgscharakter. Den Fuß des Steirischen Randgebirges bildet der Alpenrand, eine besonders markante und visuell sehr reizvolle Landschaftsgrenze.Hochgebirgslandschaft der Zentralalpen vom Wölzer Schoberspitz Blickrichtung Nordosten. (Foto: M. Lieb)
- Vorland: Vorherrschend aus Lockergesteinen wie Sand und Kies aufgebaute Riedelländer (Riedel = lang gestreckte Hügelzüge), unterbrochen von Einzelerhebungen und kleinen Bergen. Es handelt sich um eine Übergangslandschaft zu den Niederungen des Pannonischen Beckens.Steile Hügel mit Weinbaukultur im Sausal mit Kitzeck von Süden als Beispiel für eine Landschaft des Vorlands. (Foto: M. Lieb)
Quellenverzeichnis
Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachstelle GIS
Lehrplan Volksschule, Sachunterricht:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_vs_7_su_14051.pdf?61ec03
Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/NMS:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf
Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568
Lehrpläne BHS (HLW und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP):
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24
Autorinnen und Autoren
Text:
Ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Gerhard Karl Lieb (2004)
Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb
Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb
Kartengestaltung:
Mag.a Edeltraud Pirker (2004)
Arbeitsmaterialien:
Ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Gerhard Karl Lieb, Mag.a Dr.in Marlies Pietsch, Dr. Wolfgang Fischer
Web-Bearbeitung:
Mag.a Bernadette Ebner (2019), Anna Weissinger MSc (2024)
Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc
Dieser Themenbereich wird vornehmlich im Sachunterricht der 4. Schulstufe erarbeitet. Er ist aber auch zur Einordnung von Fallstudien in allen Jahrgängen von der 3. Schulstufe aufwärts geeignet, besonders im Rahmen des übergeordneten Bildungsbereiches „Österreich“ im GWLehrplan der Sekundarstufe I.
Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.
Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen = Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.
Lehrplanforderungen Grundstufe II
Erfahrungs- und Lernbereich Raum:
Sich im Raum orientieren.
Erkundungs- und Orientierungsübungen durchführen.
Im örtlichen Bereich und in der näheren Umgebung durch Erkundungsübungen (insbesondere bei Lehrausgängen) die Orientierungsfähigkeit erweitern.
- Bezeichnungen für Geländeformen und Arten der Gewässer verwenden.
- Den Verlauf von Wegen und die Landschaftsformen feststellen und beschreiben.
- Einfache geographische Gegebenheiten der näheren Umgebung kennen und benennen z.B. Geländeformen und Gewässer.
Pläne und Karten als geografische Darstellungsformen kennen und als Orientierungshilfen verwenden.
Auf der Grundlage anschaulicher Erfahrungen die Landschaftsdarstellung auf einfachen Karten erarbeiten.
Höhendarstellung – Übungen im Umgang mit Karten:
- Kartenzeichen kennen lernen.
- Die Karte mit Hilfe des Kompasses ausrichten (Einordnen).
- Verschiedene Karten lesen (z.B. Wanderkarte, Landkarte, Straßenkarte) – mit Hilfe von Landkarten Einsichten in das eigene Bundesland erweitern.
Räume erschließen, dabei grundlegende geographische Einsichten und Informationen gewinnen.
Kenntnisse über wichtige Bauwerke, Sehenswürdigkeiten, regionalen Besonderheiten etc. des Wohnortes/des Wohnbezirkes erwerben.
- Übersichten über die Lage einzelner Landschaften erarbeiten (Orte, Flüsse, Gebirge, Verkehrswege) und dabei Verständnis für Zusammenhänge anbahnen (z.B. Landschaft, Siedlung, Wirtschaft).
Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde
3. Klasse:
Lebensraum Österreich:
- Anhand von unterschiedlichen Karten, Luft- und Satellitenbildern die Eigenart österreichischer Landschaften erfassen.
4. Klasse:
Gemeinsames Europa – vielfältiges Europa:
- Die Vielfalt Europas – Landschaft, Kultur, Bevölkerung und Wirtschaft– erfassen.
- Informationen über ausgewählte Regionen und Staaten gezielt sammeln und strukturiert auswerten.
Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde
5. Klasse (1. und 2. Semester):
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt.
Gliederungsprinzipien der Erde nach unterschiedlichen Sichtweisen reflektieren.
- Gliederungsmöglichkeiten der Erde nach naturräumlichen, kulturellen, politischen und ökonomischen Merkmalen analysieren.
- Interessensgebundenheit von Gliederungen vergleichen.
- Geographien durch Zonierungen/Gliederungen/Grenzziehungen machen und reflektieren.
6. Klasse (3. Semester):
Kompetenzmodul 3:
Vielfalt und Einheit – Das neue Europa.
Außerwert- und Inwertsetzung von Produktionsgebieten beurteilen.
- Abhängigkeit landwirtschaftlicher Nutzung vom Naturraumpotential untersuchen.
- Eignung von Räumen für die Tourismusentwicklung sowie Folgen der Erschließung beurteilen.
7. Klasse (6. Semester):
Kompetenzmodul 6:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern.
- Geoökologische Faktoren und Prozesse erklären.
- Naturräumliche Gegebenheiten als Chance der Regionalentwicklung erkennen.
Lehrplanforderungen BHS
HAK:
II. Jahrgang (4. Semester):
Kompetenzmodul 4:
Räumliche Orientierung:
- Topografische Grundlagen.
Wirtschafts- und Lebensraum Österreich:
- Naturräumliche Nutzungspotenziale.
HLW und Tourismusschulen:
III. Jahrgang (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:
- Grundlagen der Geografie (Orientierung mit unterschiedlichen kartografischen Medien, physiogeografische Grundlagen).
- Nutzung von Naturräumen.
V. Jahrgang (10. Semester):
Kompetenzmodul 9:
Österreich:
- Naturräumliche Voraussetzungen und Nutzungen.
BAfEP:
I. Jahrgang (1. und 2. Semester):
Bereich „Naturräume“:
- Landschaftsökologische Zonen, wirtschaftliche Nutzung.
Die Schülerinnen und Schüler können…
- die wichtigsten Gebirgszüge, Täler und andere Landschaften benennen. (Grundstufe II / AFB I)
- eine Gliederung der Steiermark in naturräumlich definierte Großlandschaften vornehmen, sowie die Landschaftshaupteinheiten der Steiermark benennen und einzeichnen. (Grundstufe II / AFB I)
- die Naturlandschaften der Steiermark hinsichtlich ihrer Nutzungspotenziale bewerten. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde I / AFB III)
- die Naturlandschaften der Steiermark als Rahmenbedingungen der Regionalentwicklung analysieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
- Gliederungsmöglichkeiten der Erde nach naturräumlichen Merkmalen exemplarisch anhand der Steiermark analysieren und reflektieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II, III)
- naturräumliche Nutzungspotenziale Österreichs und ihre regionale Differenzierung anhand des Beispiels der steirischen Naturlandschaften erklären. (HAK / AFB II)
- wirtschaftliche Nutzungsformen der landschaftsökologischen Zonen analysieren. (HLW / AFB II)
- naturräumliche Gegebenheiten Österreichs exemplarisch beschreiben. (HLW / AFB I)
- Nutzungen und Gefährdungen natürlicher Lebensräume durch den Menschen analysieren. (BAfEP / AFB II)
Da die meisten Themenstellungen im Bereich der Umweltbildung nur unter Einbeziehung der naturräumlichen Rahmenbedingungen an den gegenständlichen Standorten umfassend abgehandelt werden können, kommt einer entsprechenden Raumgliederung eine hohe Bedeutung zu. Beispielsweise wird die erhöhte Belastung bestimmter städtischer Regionen mit Luftschadstoffen – ein in der Steiermark trotz vieler emissionsseitiger Sanierungserfolge immer noch aktuelles Problem – nur bei Kenntnis der in der Karte zum Ausdruck kommenden Landschaftsstrukturen verständlich. Im speziellen Fall sind rand- und inneralpine Beckenlagen durch ihre besondere Eignung als Siedlungs- und Wirtschaftsschwerpunkte bei gleichzeitig eingeschränktem Luftaustausch wegen der Gebirgsabschirmung aus lufthygienischer Sicht gleichsam doppelt benachteiligt.