4.1.3 Altersstruktur

4.1.3 Altersstruktur

Einleitung

Dieses Kapitel beinhaltet drei Karten. Die Datengrundlage wurde von der Landesstatistik Steiermark mit Stichtag 1.1.2022 zur Verfügung gestellt, die Auswertung bezieht sich auf die jeweilige Gemeindefläche und entstammt ursprünglich aus dem zentralen Melderegister. Gesondert ausgewiesen werden auf allen Karten der jeweils größte und kleinste Wert.

Didaktik

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Erklärung

Die Altersstruktur der Bevölkerung der Steiermark

Die Entwicklung der Altersstruktur in den letzten Jahrzehnten zeigt deutlich, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen laufend zurückgeht und zwar zugunsten eines steigenden Seniorenanteils. Diese Entwicklung ist insbesondere in den peripheren Gebieten zu beobachten. Städtische Agglomerationen legen hingegen vor allem durch die Zuwanderung von erwerbsfähiger Bevölkerung aus dem In- und Ausland stärker zu als ländliche Regionen. Während 1971 noch 26% der Bevölkerung unter 15 Jahre alt war, so hat sich diese Zahl bis 2022 mit 13,4% etwa halbiert. Der Prozentsatz bei den über 65-Jährigen vergrößert sich kontinuierlich und liegt derzeit bei 21%. Beim Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren sind in den vergangenen 50 Jahren leichte Zuwüchse zu beobachten, wobei in den vergangenen 10 Jahren eine abnehmende Tendenz zugunsten der Senioren zu verzeichnen ist (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Die Altersstruktur der Steiermark 1971 – 2022 (Quelle: Statistik Austria, Landesstatistik Steiermark, eigene Bearbeitung)

Interessant ist auch die Betrachtung des Durchschnittsalters in der Steiermark. 1981 liegt dieses bei 36,2 Jahren, 2001 bereits bei 40,2 Jahren, 2022 schließlich bei 44,4 Jahren (vgl. Tab. 1). Dieser Trend ist anhand der Tabelle eindeutig erkennbar und zieht sich gleichermaßen durch beinahe alle Bezirke. Diese Entwicklung ist jedoch nicht nur auf die höhere Lebenserwartung zurückzuführen, sondern auch auf die sinkende Geburtenrate.

Tab. 1: Durchschnittsalter in den steirischen Bezirken und im Bundesland (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

An der Spitze der Alterspyramide (siehe Abb. 2) ist gut die Schieflage der Geschlechterproportionen zu erkennen. Diese Zahl liegt zwar auf die gesamte steirische Wohnbevölkerung gerechnet bei 980, das heißt, dass auf 1000 Frauen 980 Männer entfallen, doch wird dieses Verhältnis durch den rapiden Rückgang der Geschlechterproportion im höheren Alter verzerrt. Während bis zum 50. Lebensjahr noch durchschnittlich 1062 Männern 1000 Frauen gegenüberstehen, nimmt die Zahl der Männer im Verhältnis zu den Frauen in höher werdendem Alter aufgrund der Verluste im 2. Weltkrieg und im Speziellen durch die höhere Lebenserwartung von Frauen stetig ab.

Abb. 2.: Die Alterspyramide der Steiermark am 1.1.2022 (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Erklärung

Bevölkerungsanteil unter 15 Jahre

Die Gemeinde mit dem größten Anteil an Kindern (von 0-15 Jahre) ist Mortantsch im Bezirk Weiz mit 19,3%, gefolgt von Seckau (MT) mit 17,7% und Niederwölz (MU) mit 17,6%. Die wenigsten Kinder wohnen in Vordernberg (LE) mit 6,2%,  Eisenerz (LE) mit 7,2%  und Radmer (LE) mit 7,4%. Auffallend an der Karte ist, dass die nordöstliche Obersteiermark eine deutlich unterdurchschnittliche Kinderzahl aufweist, diese geht einher mit einer überdurchschnittlichen Überalterung der Bevölkerung in den selben Gemeinden. Die Bergbaugemeinde Eisenerz ist bekannt für enorme Abwanderungszahlen und sticht auch in den beiden folgenden Karten mit Extremwerten hervor. Am 1.1.2022 zählt Eisenerz schließlich nur mehr 3 609 Einwohnerinnen und Einwohner, damit hat sich die Zahl seit den 1950er Jahren, als noch etwa 13 000 Menschen hier lebten, auf fast ein Viertel reduziert!

Erklärung

Bevölkerungsanteil von 15 bis 65 Jahre

Wie in der dazugehörigen Karte ersichtlich, wohnen die meisten Personen im erwerbsfähigen Alter in den Städten und deren Umgebung von Graz bis hin nach Leibnitz, Weiz und Hartberg. Die Gemeinde mit der relativ höchsten Anzahl dieser Gruppe stellt Ludersdorf-Wilfersdorf im Bezirk Weiz mit 70% dar, gefolgt von Gralla (LB, 69,9%) und Gabersdorf (WZ, 69,7%). In Eisenerz (LE) wohnen hingegen mit Abstand am wenigsten Menschen dieser Altersklasse, nämlich 53,2%, an zweiter und dritter Stelle befinden sich die beiden Gemeinden Breitenau am Hauenstein (BM) und Rettenegg (WZ) mit 56% bzw. 58,1%.

Erklärung

Bevölkerungsanteil über 65 Jahre

In den vergangenen Jahrzehnten und wohl auch in Zukunft, kommt es zu einer immer höher werdenden Überalterung der Bevölkerung. Dies kann man in der Steiermark besonders in den nördlichen Regionen der Bezirke Leoben und Bruck-Mürzzuschlag sowie im östlichen Teil des Bezirkes Liezen beobachten. Leoben ist jener Bezirk in der Steiermark, der die größten Bevölkerungsverluste hinnehmen musste. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die drei Gemeinden mit dem größten Rentneranteil aus diesem Bezirk stammen.
So erreicht die Gemeinde Eisenerz einen Anteil von 39,6% an über 65-jährigen Personen, auf den weiteren Plätzen folgen Vordernberg mit 32,6% und Radmer mit 32,5% – Tendenz steigend! Insgesamt haben 176 Gemeinden, das entspricht über 60% aller steirischen Gemeinden, einen höheren Anteil dieser Gruppe als der Durchschnitt in der Steiermark, der bei 21% liegt. Die wenigsten Menschen ab 65 Jahre leben in den Gemeinden Gralla (LB, 14,1%), Ludersdorf-Wilfersdorf (WZ, 14,3%) und Kalsdorf bei Graz (GU, 14,6%).

Bevölkerungsentwicklung in Eisenerz

Da Eisenerz in allen drei Karten mit Extremwerten auffällt, folgt an dieser Stelle ein kurzer historischer Rückblick über die Bevölkerungsentwicklung in der Stadtgemeinde Eisenerz. Diese steht in direktem Zusammenhang mit dem Erzberg als „Arbeitgeber“.
Über viele Jahrhunderte hinweg brachte der Abbau von Eisenerz am Erzberg dem Ort und der gesamten Umgebung Arbeit und Wohlstand. Mit dem 1. Weltkrieg wurde diese positive Entwicklung unterbrochen. Der wirtschaftliche Zusammenbruch nach dem verlorenen Krieg und das Zerfallen der Monarchie bewirkten eine starke Bevölkerungsabnahme. Schon bald erholte sich die Wirtschaft wieder, doch mit der Weltwirtschaftskrise 1929 kam es zu Massenentlassungen und damit zu einer massiven Abwanderungswelle. Vor Beginn des 2. Weltkrieges fanden jedoch wieder viele Menschen am Erzberg Arbeit. Den absolut höchsten Bevölkerungsstand hatte Eisenerz 1944 während der NS-Zeit mit über 18 000 Bewohnerinnen und Bewohnern (wird in Tab. 2 nicht berücksichtigt), dies ist jedoch in einer hohen Anzahl an Fremd- und Zwangsarbeitern begründet. Schon bald nach Ende des 2. Weltkrieges sank die Bevölkerungszahl wieder und 1951 lag sie schließlich bei knapp 13 000. In den Jahren nach dem Krieg erfolgte zunächst eine Hochkonjunktur, was viele Arbeitsplätze mit sich brachte und somit auch die Einwohnerzahl steigen ließ. Doch mit zunehmender Globalisierung wurde Importware aus Übersee immer bedeutender, diese war billiger und hatte zudem einen deutlich höheren Eisengehalt als das Erz vom Erzberg (rund 30% Eisengehalt). Bereits in den 1960er Jahren kam es zu einem Aufnahmestopp im Werk, die Belegschaft wurde jedoch gehalten. Mit der steigenden Technologisierung und Rationalisierung sowie durch den billigen Import von Roheisen erfolgten ab 1980 schließlich auch Entlassungen, was sich in der Bevölkerungsentwicklung deutlich bemerkbar machte. Der Bevölkerungsrückgang konnte bis heute nicht gestoppt werden (vgl. Abb. 3 und Tab. 2). Vor allem junge Leute wanderten aufgrund von mangelnden Arbeitsplätzen ab. Daraus ergab sich ein Geburtenrückgang und in weiterer Folge eine Überalterung der Bevölkerung.

2005 wurde schließlich das Projekt „redesign Eisenerz“ ins Leben gerufen. Hierbei wird mittels gezielter Schrumpfungsmaßnahmen versucht, aus der Stadt wieder einen lebenswerten Ort zu machen.

Das Durchschnittsalter der Gemeinde lag 2022 bei 55,7 Jahren, damit ist Eisenerz nicht nur die älteste Gemeinde der Steiermark, sondern sogar ganz Österreichs!

Abb. 3: Die Bevölkerungsentwicklung in Eisenerz von 1869 – 2022 (Quelle: Statistik Austria, eigene Bearbeitung)

Tab. 2: Die Veränderung der Wohnbevölkerung in Eisenerz (Quelle: Statistik Austria, eigene Bearbeitung)


Quelle und Bearbeiter

Quellenverzeichnis

Datengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Landesstatistik Steiermark

Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachstelle GIS

Weiterführende Literatur:
Moser M. (2011): Die Krise des Erzbergbaus. Das Beispiel Eisenerz. – Unpubl. Diplomarbeit, Universität Wien.

Internetquellen:
Statistik Austria: www.statistik.at
Landesstatistik Steiermark: www.landesstatistik.steiermark.at
www.eisenerz.at

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/NMS: 
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568

Lehrpläne BHS (HLW und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP): 
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24

Autorinnen und Autoren

Text:
Mag.a Edeltraud Pirker (2016, 2023)

Kartengestaltung:
Mag.a Edeltraud Pirker (2016, 2023)

Arbeitsmaterialen:
Mag. Michael Lieb

Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb

Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb

Web-Bearbeitung:
Mag.a Edeltraud Pirker (2019, 2023)

Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc


Didaktik

Das Thema bietet sich überblicksmäßig ab der 2. Klasse der Sekundarstufe I an. Etwas detaillierter kann es in der 3. Klasse behandelt werden. Eine ausführliche Behandlung ist vor allem in der Sekundarstufe II vorgesehen, wobei der Schwerpunkt der Thematik in der 7. Klasse liegt.

Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen.  Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.

Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen =  Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde

2. Klasse:
Leben in Ballungsräumen:

  • Das Leben in Ballungsräumen und peripheren Räumen vergleichen.

3. Klasse:
Lebensraum Österreich:

  • Einige Ursachen und Folgen der Bevölkerungsverteilung und -entwicklung erfassen.
  • Gestaltung des Lebensraums durch die Menschen: Die Lebenssituation in zentralen und peripheren Gebieten vergleichend erfassen.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde

5. Klasse (1. und 2. Semester): 
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt.
Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren.

  • Die heutige und die mögliche zukünftige Verteilung der Weltbevölkerung darstellen.
  • Dynamik der Weltbevölkerung analysieren.
  • Ursachen und Auswirkungen der räumlichen und sozialen Mobilität in verschiedenen Gesellschaften diskutieren.

6. Klasse (3. Semester):
Kompetenzmodul 3:
Vielfalt und Einheit – Das neue Europa.
Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften erörtern.

  • Gesellschaftliche und politische Entwicklungen im europäischen Kontext erläutern und deren Bedeutung für das eigene Leben hinterfragen.

7. Klasse (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen.

  • Lebensqualität in Österreich diskutieren.

7. Klasse (6. Semester):
Kompetenzmodul 6:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Demographische Entwicklung und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen.

  • Entwicklung der österreichischen Bevölkerung darstellen.
  • Mögliche soziale und ökonomische Folgen der Bevölkerungsentwicklung beurteilen.
  • Herausforderungen multikultureller und alternder Bevölkerungen erörtern.
     

Lehrplanforderungen BHS

HAK:
I. Jahrgang (1. und 2. Semester):
Weltbevölkerung:

  • Bevölkerungsentwicklung (Migration, Mortalität, Fertilität) und Bevölkerungsverteilung.

II. Jahrgang (4. Semester):
Kompetenzmodul 4:
Wirtschafts- und Lebensraum Österreich:

  • Demografische Strukturen.

HLW und Tourismusschulen:
V. Jahrgang (10. Semester):
Österreich:

  • Bevölkerungsentwicklung, Migration, Arbeitsmarkt.

HTL:
I. Jahrgang:

  • Bevölkerungsentwicklung und gesellschaftliche Folgerungen; Bevölkerungsstrukturen und -verteilung; Wanderungsbewegungen und Auswirkungen.

BAfEP:
I. Jahrgang (1. und 2. Semester):
Bereich „Gesellschaft“:

  • Demografische Prozesse, Bevölkerung(sentwicklung) im regionalen Vergleich, Migration und Diversität.

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • die Altersstruktur in zentralen und peripheren Gebieten in der Steiermark vergleichend erfassen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde)
  • einige Ursachen und Folgen der Bevölkerungsentwicklung hinsichtlich ihrer Altersstruktur nennen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I)
  • die Dynamik und Struktur der Bevölkerung in der Steiermark erläutern und mit der Weltbevölkerung vergleichen. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • Ursachen und Auswirkungen der räumlichen und sozialen Mobilität exemplarisch anhand der Bevölkerung in der Steiermark diskutieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • die Altersstruktur als gesellschaftliche sowie politisch relevante Entwicklung erkennen und im europäischen Kontext erläutern und analysieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • demografische Strukturen und Prozesse Österreichs und ihre Auswirkungen exemplarisch anhand der Steiermark analysieren. (HAK / AFB II)
  • Folgen der Altersstruktur Österreichs und der Migration hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt analysieren. (HLW und Tourismusschulen / AFB II)
  • die Bevölkerungsentwicklung hinsichtlich Altersstruktur mit gesellschaftlichen Folgen in Verbindung setzen. (HAK / AFB II)
  • demografische Prozesse und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft erläutern. (BAfEP / AFB II)