4.3.2.1 Salzwesen

Einleitung

Nur wenige Länder in Europa verfügen über Salzlagerstätten. Eine der größten Salinen befindet sich im Salzkammergut, welches zum Teil in der Steiermark liegt. Dieses Kapitel behandelt die Geschichte der Salzentstehung sowie dessen Abbau, Transport und Bedeutung im Wandel der Zeit. 

Didaktik

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Erklärung

Das Salzwesen in der Steiermark

I. Entstehung von Salz – wie kommt es in den Berg?

Jedes Element, das am Kontinent vorkommt, ist auch im Meerwasser in unterschiedlicher Konzentration vorhanden. 1 m³ Mittelmeerwasser enthält ~32 kg Natriumchlorid/Steinsalz, 3 kg Dolomit, 1,4 kg Gips und Anhydrit und 0,4 kg Kalziumkarbonat, das beim Verdunsten oder Eindampfen abgeschieden wird. Dieses Gemenge bezeichnet man im alpinen Salzbergbau als Haselgebirge.

Salzvorkommen werden unterschieden in marine Salzlager, die in warmen Klimazonen am Rande der Ozeane in flachen Meeresbecken entstanden sind, und terrestrische Salzlager, die durch aufsteigendes Grundwasser gebildet werden. Die österreichischen Salzlagerstätten sind marin, im Perm (vor 290-250 Mio. Jahren) entstanden und befinden sich in einem schmalen Streifen von 50 km Breite auf einer Länge von 350 km (Hall in Tirol bis Mariazell) nördlich des Alpenhauptkammes. Durch die Kontinentalverschiebung und Faltung der Alpen werden die Salzlagerstätten über das Meeresniveau herausgehoben und bilden Gebirgsstöcke, z.B. Sandling bei Altaussee oder Plassen oberhalb von Hallstatt.

Wie wurde Salz entdeckt?

In der Frühzeit fiel Jägern auf, dass Tiere bestimmte Quellen bevorzugten und an ausgesuchten Steinen leckten. Das Wasser dieser Quellen wurde von den Leuten in einfachen Keramiktöpfen erhitzt, den Behälter zerschlug man später und erhielt Kochsalz. Diese Arbeitsweise erklärt die großen Scherbenfunde und die Ansiedlung von Töpfern in der Nähe von Salzquellen. Da Salz teuer war, bevorzugten bis ins 19. Jh. Bauern, die in der Nähe von Salzquellen wohnten, diese Methode zur Gewinnung des Eigenbedarfs, indem sie die Restwärme des Kochherdes zum „Solekochen“ verwendeten (z.B. Halltal bei Mariazell). Bei den Leckstellen fiel im Sonnenschein das Glitzern der Salzkristalle auf und man begann, diese Steine abzubauen. So gelangten die Menschen schon bald mit ihren primitiven Werkzeugen über Stollen ins Erdinnere und brachen dort die Steine heraus.

Wie wird Salz gewonnen?

Man kennt weltweit nur zwei Methoden, um Kochsalz zu gewinnen: Es von der Erdoberfläche in Form von Platten abzutragen, oder – die häufigste Anwendung – es als Sole zu verdampfen.
Seit der 2. Hälfte des 20. Jh. verwendet man in Österreich neben dem herkömmlichen Laugverfahren auch die Bohrlochsondenmethode. Hierbei werden zwei ineinandergeschobene Röhren von der Erdoberfläche aus in den Berg vorgetrieben. In der einen Röhre fließt Wasser nach unten, in der anderen steigt die gelöste Sole nach oben. Beim bekannten Laugverfahren wird das Salz durch Wasser von den Wänden der Kammer gelöst. Die Sole wurde ursprünglich durch ein Schöpfwerk an die Oberfläche gebracht, das wie ein „Hamsterrad“ im Tierkäfig funktionierte. Angetrieben wurde das Rad durch Sklaven, Gefangene, Frauen oder Kinder, die im Inneren des Rades gehen mussten. Da die Beschäftigung monoton war, strickten die Frauen während dieser Arbeit Socken und verschafften sich so einen kleinen Nebenverdienst, denn man verkaufte die Socken in die Schweiz und nach Oberitalien.
Das Schöpfwerk wurde wegen der hohen Kosten durch ein Sinkwerk, bei dem die Sole vom Boden der Laugkammer abgelassen wurde, ersetzt (ähnlich eines Stöpsels, der aus der Badewanne gezogen wird). Die gesättigte Lösung (1 m³ enthält ca. 33 kg Kochsalz) läuft in Rohren zur Saline und wird mittels Thermokompressionsverfahren eingedampft. Die älteste Methode der Steinsalzgewinnung war der Vortrieb im Berg. Der Knappe meißelte eine ovale Rille, die später die Wand des Stollens darstellte, in den Berg und höhlte mit Hammer und Schlägel (vgl. Bergwerkszeichen auf Landkarten) das Innere aus. Der so gewonnene „Bergkern“ wurde in Lederrucksäcken zum Stolleneingang (Mundloch) getragen und von den „Kerntragweibern“ übernommen, die das Kernsalz in „Kraxen“ (Holzgestell am Rücken) über Stufen und Waldwege zu Tal brachten. In Hallstatt waren auf diese Weise 2x täglich 400 Höhenmeter zu bewältigen. Es gab nur eine einzige Ruhebank, die Kernbank, die heute noch existiert. Diese Methode wurde seit der Hallstattzeit bis ins 19. Jh. verwendet.

Die Ausseer Salzwelten stellen das größte, noch aktive Salzbergwerk Österreichs dar. (Foto: G.K. Lieb)

II. Die Salzgewinnung in der Hallstattzeit

Nur wenige Länder in Europa haben Salzlagerstätten. Durch den großen Stellenwert, den Salz im Leben des Menschen einnimmt, entwickelte sich schon sehr bald ein reger Handel mit Salz. Er brachte einigen wenigen Bürgerinnen und Bürgern Reichtum, während der Großteil der Bevölkerung in bitterster Armut lebte. Im 19. Jh. entdeckte der Bergmeister Johann Ramsauer oberhalb von Hallstatt ein großes Gräberfeld mit zahlreichen Grabbeigaben, die Auskunft über die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen vor rund 2 500 Jahren gaben. Die Wissenschaft verlieh daher der älteren Eisenzeit (900 – 450 v. Chr.) den Namen „Hallstattzeit“. Man fand zahlreiche Erdgräber für die ärmere Bevölkerung und einige Brandgräber für die Reichen.  Die Grabbeigaben zeigen, dass nicht nur mit der Nachbarschaft, sondern mit der gesamten damals bekannten Welt Handel getrieben wurde – Salz gegen Luxusgüter wie Goldschmuck (Fibeln, Gürtel, Haarnadeln, Arm- und Fußreifen), Glasflakons für Duftwässer, Prunkdolche, Elfenbein und Bernstein. Die Funde geben auch Auskunft über das Leben, denn auf Eimern sind Alltagsszenen dargestellt, die Männer in knielangen Obergewändern mit breitkrempigen Hüten und Frauen mit knöchellangen Kleidern, Gürteln und Schleiern zeigen. 2010 fand man bei Grabungen des Naturhistorischen Museums Wien ein in ein Bärenfell gewickeltes männliches Skelett mit Klappmesser und 3 Bronzepfeilspitzen, die aus Asien stammen. Hirse und Hafer dienten als Nahrungsmittel, Tierknochenfunde lassen vermuten, dass bereits Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen als Haustiere gehalten wurden. Im Bergwerk kam es manchmal zu Stolleneinbrüchen, die Menschen und ihre Werkzeuge verschütteten. Durch die konservierende Wirkung des Salzes werden auch heute noch Arbeitsgeräte gefunden. Im 18. Jh. entdeckte man einen mumifizierten „Mann im Salz“. Exponate aus der Hallstattzeit werden in zahlreichen Museen ausgestellt, z.B. im Museum Hallstatt, Schlossmuseum Linz, eine Goldmaske und Handblech in Großklein/Südsteiermark und der Kultwagen von Strettweg im Landesmuseum in Graz. Im 5. Jh. v. Chr. kam es vermehrt zu  Unfällen, nach denen der Bergbau ruhte.

Die eingewanderten Kelten brachten neue Techniken und Kulte mit. Der Bergbau wurde wieder aufgenommen, erreichte aber in den nächsten 1 700 Jahren nicht mehr die herausragende Bedeutung, die er zuvor hatte. Im 1. Jh. v. Chr. übernahmen die Römer die Herrschaft. Sie verbesserten die vorgefundenen Wege und intensivierten den Handel (wie etwa der Fund eines Landhauses mit Hypokaustenheizung und Glasscheiben am Ufer des Hallstätter Sees beweist). Während der Völkerwanderung mussten die Bewohnerinnen und Bewohner von Hallstatt schwere wirtschaftliche Einbußen hinnehmen, da die Handelsstraßen unsicher waren und kriegerische Auseinandersetzungen die Bevölkerung dezimierten. Neben Hallstatt wurde auch von Hallein/Salzburg aus reger Salzhandel betrieben, das Bergwerk in Hall in Tirol erlangte erst im 13. Jh. n. Chr. an Bedeutung, die kleineren Salinen in Hall bei Admont und Halltal bei Mariazell hatten kurzzeitig nur lokale Bedeutung. Ortsnamen mit -sal, -sulz, -sol oder -hal weisen auf Salzvorkommen hin.

III. Die Habsburger und das Salz 

Seit dem Mittelalter waren die Salinen kaiserliche Domäne, d.h. sie gehörten zum Privatbesitz des Landesherren, der den Abbau verpachtet. Einen Teil des Ertrages verschenkten die Landesherren an Klöster (Aflenz und Halltal bei Mariazell an St. Lambrecht, Altaussee an Rein, Hall an Admont), mit dem Rest füllten sie ihre Privatschatulle (ein Drittel des Haushaltes von Kaiser Maximilian I., 15. Jh., wurde durch Einnahmen vom Salzbergbau gedeckt). Die erbberechtigten Pächter, in Altaussee Hallinger genannt, waren 24 Familien, die die Arbeit im Berg an ärmere Bergmänner vergaben und sich selbst mehr mit dem Handel beschäftigten. Sie verdienten sehr gut und konnten den durch Kriege oder opulente Hofhaltung ständig in Finanznöten geratenen Königen Kredite gewähren. Damit erlangten sie auch politische Macht (z.B. Fugger in Hall i. T.).

Königin Elisabeth ordnete 1311 den Salzhandel im Salzkammergut neu, indem sie Gmunden als Handelsplatz und neue Zollstätten bestimmte. Friedrich III. (u.a. bekannt für den Burgausbau in Graz) löste 1449 die Rechte der Hallinger ab und war nun alleiniger Besitzer der Salinen. 1494 erließ Kaiser Maximilian I. eine neue Hallordnung, indem er Hofkammern nach flandrischem Rechnungswesen einführte, darunter  auch eine Salz-Kammer. Im 17. Jh. existierten sogar zwei Salzkammern, eine in Aussee und eine in Gmunden. Unter Maria Theresia wurden 1741 die beiden Kammergüter zusammengelegt, Gmunden wurde der Hauptsitz der Verwaltung. Dieser stand ein Salzoberamtmann (auch Salzverweser/Kammerherr genannt) vor, der fast die Befugnisse eines Bezirkshauptmannes inne hatte (vgl.: Jahresverdienst 910 Gulden plus Umsatzbeteiligung, voll ausgebildeter Lehrer – 350 Gulden).

Um genügend Arbeitskräfte zu haben, aber auch, um sich vor Spionage zu schützen, wurde die Bewegungsfreiheit in diesem Landesteil eingeschränkt. Man brauchte einen Pass, um von Altaussee nach Ischl zu gelangen. Die Menschen sprachen davon, dass sie nach Österreich gehen, obwohl alles innerhalb eines Staatsgebietes lag. Es entstand ein „Staat im Staat“, denn die Salinenarbeiter unterlagen einer eigenen Gerichtsbarkeit und waren mit Privilegien ausgestattet, da ihre Arbeit für das Staatswohl immens wichtig war (z.B. Befreiung vom Wehrdienst, Deputatssalz, freier Holzbezug oder Fischereirecht). Die Bruderlade als Vorläuferin der Gewerkschaften und Versicherungen gewährte im Notfall soziale Unterstützungen. Außer ihrer Tätigkeit als Bergmann konnten sie keiner landwirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen und erhielten daher neben dem knappen Barlohn, der oft über Jahrzehnte nicht angehoben worden war, auch verbilligtes Schmalz und Kammerkorn. Dafür hatte man Versorgungsbezirke eingerichtet, die ausschließlich an das Kammergut in Gmunden liefern mussten (z.B. Viechtwang in OÖ, Liezen).

1850 befahl Kaiser Franz Josef I. die Auflösung der Hofkammer, deren Aufgaben an das k. k. Finanzministerium übergingen, das dazugehörige Forstwesen ging an das Ackerbauministerium. Die Versorgung mit Holz, das in gigantischen Mengen für den Bergbau, das Salzsieden und die Verpackung benötigt wurde, bereitete große Probleme. Um den Kahlschlag ganzer Regionen zu verhindern, gab es auch hier feste Regeln, woher das Holz kommen musste. Tirol wurde vom Engadin versorgt, Hallein vom Pinzgau, wo heute noch ein Einschlagsrecht der Saline Bad Reichenhall besteht. Für die Steiermark gab es den „Waldtomi“ (lat. tomus, der Buchband), ein von Maria Theresia veranlasstes Vermessungsverzeichnis, das Besitztümer und Distributionsverpflichtungen in der Obersteiermark genau aufzeichnete. Ihr Enkel, Erzherzog Johann, nahm sich der miserablen Lebensumstände der Bevölkerung an und erreichte durch die Anlage eines Musterhofes für Ackerbau, Bienenzucht, Wollverarbeitung und Waldwirtschaft in Aussee einige Verbesserungen.  Im 19. Jh. wurden durch die Mechanisierung und die Konkurrenz von anderen Salinen immer weniger Arbeitskräfte gebraucht und die Arbeitslosigkeit stieg. So mancher Bergmann sah sich zur Auswanderung in die USA, Chile oder Brasilien genötigt.

Zu dieser Zeit kam in Europa der Kurtourismus auf. Kaiser Franz Josef I. rettete durch seine alljährlich in Bad Ischl verbrachte Sommerfrische viele Arbeitsplätze, denn die mitgereisten Adeligen nahmen Kuranwendungen und wollten verpflegt und unterhalten werden. Das Salzkammergut erhielt sein positives Tourismusimage. In Oberösterreich war damit das Ischl-Land gemeint, unter dem steirischen Salzkammergut verstand man das Quellgebiet der Traun. Die heutige Abgrenzung des Salzkammergutes ist vom Tourismus geprägt und reicht von Bad Mitterndorf in der Steiermark ins Almtal in Oberösterreich und zum Fuschlsee in Salzburg.

IV. Transport von Salz

Transport über Land

Viele Berufe waren bei dem Transport von Salz beteiligt, z.B. Fuhrleute, Gastwirte, Viehzüchter, Schiffsleute, Holzknechte oder Seiler. Kleine Mengen konnten „zu Rugge“ in Kraxen zollfrei transportiert werden. Das in Küfeln (konische Holzbehälter zu ca. 63 kg) verpackte Salz wurde mit Ochsengespannen befördert. Dafür gab es „die Rod“, die Reihung bei den Fuhren, denn für die Bauern war dies ein Zubrot für die kärgliche Landwirtschaft. Den Transport durften immer nur ortsansässige Bauern übernehmen, die bis zum nächsten Ort mit Niederlagsrecht fuhren. Hier entstanden Salzstadl, in denen das Salz umgeladen oder für weitere Fuhren gestapelt wurde (vgl. Stadl/Mur für Salz aus dem Salzkammergut). Oft fiel die Poststation mit dem Salzstadl zusammen, denn für beides brauchte man frische Zugtiere. Das Klima (Regen, Schneefall, Lawinen- und Murenabgänge) und der Mangel an Futter für die Lasttiere bereiteten Probleme entlang der Salzwege. Diese wurden von den Landesherren in Stand gehalten und bewacht, wofür der „kleine Zoll“ zu entrichten war (ähnlich einer Autobahnmaut). Somit verdiente der Herrscher ein zweites Mal am Salz. Klöster, Adelige, hohe Beamte und Schwaiger (hoch gelegene, ganzjährig bewirtschaftete Berghöfe) genossen Zollfreiheit.

Die einzelnen Salinen hatten Hauptabnahmegebiete und litten unter den politischen Wirren in Europa. Mit dem Haller Salz wurde reger Handel zwischen Oberitalien und Süddeutschland getrieben, entlang den Strecken Hall – Fernpass – Kempten – Lindau – Ulm; Bozen – Brenner – Innsbruck – Zirl – Garmisch – Augsburg; Innsbruck – Rosenheim. Man benützte dafür z.T. die Trasse der Römerstraße Via Claudia Augusta. Salz aus Hallein ging über Salzach, Inn, Passau, via Goldener Steig oder via Linz nach Böhmen. Hallstätter Salz erhielt man im östlichen Ober- und Niederösterreich sowie Wien, wo die Salzstraße Anschluss an die internationale Fernverkehrsstrecke, die Bernsteinstraße (St. Petersburg – Venedig), hatte. Altausseer Salz vertrieb man über Liezen, Rottenmann, Triebener Tauern, Neumarkter Sattel nach Kärnten oder ab Leoben auf der Mur bis Radkersburg. Der Verlauf vieler Salzhandelsstraßen folgte alten Römerwegen.
Durch das Bevölkerungswachstum wurde nach immer mehr Salz verlangt, die Transportmöglichkeiten auf der Straße jedoch waren ausgeschöpft. Man fand Alternativen durch die Errichtung der Pferdeeisenbahn, die ab 1836 von Gmunden bis Budweis führte. 1877 wurde die Kronprinz Rudolf-Bahn zwischen Attnang/Puchheim, OÖ und Stainach-Irdning, ST mit Dampfbetrieb eröffnet. Nicht nur Salz wurde befördert, sondern auch die bürgerliche Sommerfrischegesellschaft gelangte so rascher nach Bad Ischl und Bad Aussee. Noch vor der Westbahn elektrifizierte man nach dem I. Weltkrieg diese Strecke, um wirtschaftliche Impulse für das Salzkammergut zu geben.

Transport auf dem Wasser

Meist gab es einen kombinierten Wasser/Land-Transport. So ist Hallstatt erst seit 200 Jahren über eine befestigte Straße zu erreichen, die Verbindung früher wurde über den Traunfluss hergestellt. Man baute Floße zusammen, auf denen die Küfel gestapelt wurden. Am Heck standen Schiffsleute, die das Floß steuerten. Die Arbeit auf den unregulierten Flüssen war sehr gefährlich und begann immer mit einem Gottesdienst. Der Hallstätter Thomas Seeauer sorgte im 16. Jh. für die Schiffbarmachung der Traun, indem er Klausen errichten ließ. Es handelte sich hier um Sammelbecken, die geflutet wurden. Der Wasserschwall schwemmte die Floße über die Untiefen hinweg. Auch Wasserfälle konnten so umgangen werden, z.B. der Traunfall bei Steyrermühl. Am Endpunkt der Reise wurde anfangs nicht nur das Salz, sondern auch das Holz des Floßes verkauft. Ein bekannter Handelsplatz war der Salzgrieß neben der Rupertkirche im 1. Wiener Bezirk. Bald schon ging das Holz aus, und so mussten wiederverwendbare Zillen, Schiffe mit flachem Boden, für den Salztransport gebaut werden. Flussabwärts transportierten sie Salz, flussaufwärts mussten sie gezogen werden, was arme Landarbeiter oder Zugtiere erledigten. Sie benützten dazu den parallel zum Fluss verlaufenden Treppel- oder Treidelweg, der an manchen Stellen heute als Rad- und Wanderweg reaktiviert wurde. Die Ladungen waren nun Getreide, Fleisch, Metallwaren oder Wein, denn im Sudhaus stand jedem Arbeiter täglich der gewässerte „Ofenwein“ zu. Auf dem Wasser wurde nicht nur Salz befördert, sondern auch die Unmengen an benötigtem Holz. Zu den Salinen gehörten immer auch Staats- oder Salwälder. Hier wurde das Holz geschlägert und mit Riesen zum nächsten Bach oder Fluss gebracht. Riesen sind aus Holzstämmen gebaute Rutschen, durch die Wasser geleitet wurde, um die Stämme leichter ins Tal bringen zu können. Die Frauen benützten sie ebenfalls gerne zum Schwemmen ihrer Wäsche. War ein Waldstück gerodet, konnte man sie ab- und an der neuen Arbeitsstelle wieder aufbauen. In der Nähe der Saline fingen Holzrechen die Baumstämme auf, die an Land unter großem Platzverbrauch gestapelt und getrocknet wurden.

V. Die Bedeutung von Salz

Salz hatte bereits in der frühen Menschheitsgeschichte eine hohe Bedeutung. Im Altertum sollten die Götter mit Salzopfern gnädig gestimmt werden, die Ägypter benötigten Salz zur Mumifizierung, die Römer entlohnten ihre Soldaten mit Salz/Sol (vgl. der Sold, der Soldat). Salz wurde zum Konservieren von Lebensmitteln verwendet, eine Almbewirtschaftung mit Käseherstellung etwa ist ohne Salz undenkbar. Salz war in vielen Ländern Mangelware und daher teuer (8 kg Salz für 1 Ochsen, 17. Jh.). Das Salzfass stand beim Essen immer in der Nähe des Hausherren. Je höher man einen Gast schätzte, desto näher durfte er beim Salzfass sitzen. Ein umgestürztes Salzgefäß bedeutete Unheil und Schläge für die Bediensteten oder es stand symbolisch für den Verrat von Freundschaft, z.B. findet man es auf dem Gemälde des Letzten Abendmahls vor Judas platziert. Für den menschlichen Körper und die Gewährleistung seiner Funktionen ist Kochsalz unbedingt nötig.

Das Steinberghaus wurde historisch nicht nur als Stolleneingang für das Salzbergwerk Altaussee, sondern auch als Einlagerungsstätte für wertvolle Kunstgüter gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. (Foto: G.K. Lieb)


Quelle und Bearbeiter

Quellenverzeichnis

Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachstelle GIS

Literatur und Internet:
www.salinen.com 

HUFNAGL F. (2008): Die Maut zu Gmunden, Böhlau Verlag, Wien.
THOMANEK K. (Hrsg.) (2007): Salzkörner, Universal Druckerei, Leoben.

Lehrplan Volksschule, Sachunterricht:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_vs_7_su_14051.pdf?61ec03

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/NMS: 
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568

Lehrpläne BHS (HLW und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP):
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24

Autorinnen und Autoren

Text und Arbeitsmaterialien:
Mag.Inge Holzmann & Mag.a Ilse Kawula (2010)

Arbeitsmaterialien:
Larissa Murg, BEd.

Kartengestaltung:
Mag. Michael Krobath (2011, 2013)

Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb

Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb

Web-Bearbeitung:
Mag.a Edeltraud Pirker (2019)

Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc


Didaktik

Vertiefende Kenntnisse und Einsichten über das Leben und Wirtschaften in Regionen, in denen Rohstoffe vorkommen, zu gewinnen, ist ein Lehrziel des Volksschul-, Unterstufen- sowie Oberstufenlehrplans. Es ist aber auch zur Einordnung von Fallstudien in allen anderen österreichischen Schultypen geeignet.

Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen.  Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.

Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen =  Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.

Lehrplanforderungen Grundstufe II

Erfahrungs- und Lernbereich Raum:
Räume erschließen, dabei grundlegende geographische Einsichten und Informationen gewinnen.
Kenntnisse über wichtige Bauwerke, Sehenswürdigkeiten, regionalen Besonderheiten etc. des Wohnortes/des Wohnbezirkes erwerben.

  • Übersichten über die Lage einzelner Landschaften erarbeiten (Orte, Flüsse, Gebirge, Verkehrswege) und dabei Verständnis für Zusammenhänge anbahnen (z.B. Landschaft, Siedlung, Wirtschaft).
  • Das Beziehungs- und Wirkungsgefüge von Mensch und Landschaft an einem Beispiel (zentrale Lage – Verkehrsknoten – Industrie, schöne Landschaft – Fremdenverkehrszentrum) verstehen lernen.
  • Übersicht über das eigene Bundesland gewinnen (beispielhaft über Verkehrswege, politische Bezirke, Wirtschaft und Kultur sprechen).
  • Einen ersten Überblick über Österreich gewinnen.

Erfahrungs- und Lernbereich Zeit:
Durch ausgewählte Bilder und andere Quellen aus der Geschichte und Kultur der Heimat einen ersten historischen Überblick gewinnen.
Vergangenes (z.B. im Bundesland, in Österreich, in Europa) an einfachen Beispielen historischer Zeitbilder kennen lernen, einige zeitlich einordnen (z.B. Anlegen eines Zeitstreifens) und gegebenenfalls eine Beziehung zur Gegenwart herstellen.
Beispiele aus dem Kulturschaffen des Landes kennen lernen.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde

1. Klasse:
Wie Menschen Rohstoffe und Energie gewinnen und nutzen:

  • Erkennen, wie Rohstoffe und Nutzenergie gewonnen und zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern gebracht werden.
  • Einsehen, dass Rohstoffe und Energieträger auf der Erde ungleichmäßig verteilt und begrenzt vorhanden sind und dass ihre Nutzung oft die Umwelt belastet.

2. Klasse:
Gütererzeugung in gewerblichen und industriellen Betrieben:

  • Erkennen, dass unterschiedliche Gründe die Standortwahl für einen Betrieb beeinflussen.
  • Erkennen, wie Güter in Betrieben verschiedener Art und Größe in unterschiedlichen Organisationsformen erzeugt werden.

3. Klasse:
Gestaltung des Lebensraums durch die Menschen:

  • Erfassen der Zusammenhänge von Wirtschaftsweise und Landnutzung.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde

5. Klasse (1. und 2. Semester):
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt.
Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren.

  • Regionale Konflikte über die Verfügbarkeit von knappen Ressourcen (Boden, Wasser, Bodenschätze usw.) und dahinter stehende politische Interessen erklären.

7. Klasse (6. Semester):
Kompetenzmodul 6:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern.

  • Geoökologische Faktoren und Prozesse erklären.
  • Naturräumliche Gegebenheiten als Chance der Regionalentwicklung erkennen.

Lehrplanforderungen BHS

HAK:
II. Jahrgang (4. Semester):
Kompetenzmodul 4:
Wirtschafts- und Lebensraum Österreich:

  • Naturräumliche Nutzungspotenziale.

HLW und Tourismusschulen:
III. Jahrgang (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:

  • Nutzung von Naturräumen.

V. Jahrgang (10. Semester):
Österreich:

  • Naturräumliche Voraussetzungen und Nutzungen.
  • Wirtschaftsregionen und Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen, Tourismus, Energie, Verkehr).

HTL:
I. Jahrgang:

  • Wechselwirkungen zwischen Ökosystemen; Ressourcenknappheit und Tragfähigkeit der Erde; Nachhaltigkeit in der Raumnutzung; Nutzungskonflikte; Lebensraum Österreich.

BAfEP:
I. Jahrgang:
Bereich „Naturräume“:

  • Landschaftsökologische Zonen, wirtschaftliche Nutzung.

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • eine Übersicht über das eigene Bundesland erlangen indem sie beispielhaft über Geschichte und Kultur sprechen. (Grundstufe II)
  • das Salzwesen als wesentlichen Teil der historischen Entwicklung der Steiermark skizzieren. (Grundstufe II / AFB I)
  • die Gewinnung von Rohstoffen sowie den Transport zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern beschreiben. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I)
  • die Zusammenhänge von Wirtschaftsweise und Landnutzung anhand des steirischen Salzwesens erklären. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • mögliche Nutzungskonflikte der knappen Ressourcen der Bodenschätze (Salzwesen) beschreiben und analysieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I, II)
  • naturräumliche Gegebenheiten, exemplarisch das Vorkommen von Salz, als Chance der Regionalentwicklung diskutieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • naturräumliche Nutzungspotenziale Österreichs und ihre regionale Differenzierung erklären. (HAK / AFB II)
  • naturräumliche Gegebenheiten Österreichs exemplarisch anhand der Steiermark beschreiben. (HLW und Tourismusschulen / AFB I)
  • die Bedeutung des Salzwesens für die jeweilige Region beschreiben. (HTL / AFB I)
  • Nutzungen natürlicher Lebensräume durch den Menschen, exemplarisch anhand des Salzabbaus, analysieren. (BAfEP / AFB II)