5.1 Luft/Luftreinhaltung

5.1 Luft/Luftreinhaltung

Einleitung

Das Bild rauchender Fabrikschlote haben viele von uns vor sich, wenn die Rede auf das Thema Luft kommt. Doch längst ist in der „postindustriellen Gesellschaft“ die Industrie nur mehr eine Einzelfacette des Problems, das je nach Schadstoff hinsichtlich Verursachern, Wirkungen und Gegenmaßnahmen differenziert betrachtet werden muss.

Der Schulatlas fokussiert auf Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Ozon und Staub (Feinstaub) und informiert umfassend über Emittenten, räumliche Verteilung und zeitliche Veränderlichkeit jener gesundheitsschädlichen Substanzen, die über die Atemluft in den menschlichen Körper gelangen.

Didaktik

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5.1.1 Luftreinhaltung und Lufthygiene in der Steiermark

5.1.1.1 Das Luftgütemessnetz der Steiermark

Das automatische Luftgütemessnetz der Steiermark besteht derzeit aus rund 40 dauerregistrierenden Immissionsmessstationen. In diesen Messstellen wird der Schadstoffgehalt der Luft permanent registriert und die dabei ermittelten Schadstoffkonzentrationen werden in Form von Halbstundenmittelwerten in die Luftgüteüberwachungszentrale nach Graz übertragen. 

Dabei werden folgende Schadstoffe rund um die Uhr erfasst:

  • Schwefeldioxid (SO2)
  • Schwebstaub (TSP – Total Suspended Pariticles)
  • Feinstaub (PM10)
  • Stickstoffmonoxid (NO)
  • Stickstoffdioxid (NO2)
  • Kohlenmonoxid (CO)
  • Ozon (O3)
  • BTX (Benzol, Toluol, Xylol)

Zur Interpretation der Immissionswerte werden aber auch meteorologische Messkomponenten benötigt, die ebenfalls an den Luftgütemessstationen aufgezeichnet werden. Dabei werden Strahlung, ultraviolette Strahlung (UVB), Temperatur, Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchte, Luftdruck und Niederschlag erfasst. Die Niederschläge werden auf ihren Schadstoffgehalt hin im Labor analysiert. Grundsätzlich sind nicht alle Stationen mit demselben Messinstrumentarium ausgestattet, sondern weisen je nach Messziel eine unterschiedliche Gerätebestückung auf. 

  • Das forstrelevante Messnetz, wozu beispielsweise die Luftgütemessstationen Grundlsee, Hochwurzen, Hochgößnitz, Masenberg, Remschnigg und Klöch zählen, registriert vorwiegend den Schadstoffeintrag von SO2 und O3 in die Forstkulturen. 
  • Das Messnetz in den Ballungsräumen wie etwa im Grazer Zentralraum, im Obersteirischen Zentralraum, im Köflach-Voitsberger Becken oder Judenburg-Knittelfelder Becken hat die Aufgabe, in den dicht besiedelten Gebieten der Steiermark die Immissionsstruktur zu erfassen. Dabei wird der Einfluss der verschiedenen Emittentengruppen (Verkehr, Hausbrand, Gewerbe- und Industriebetriebe) bestimmt. Diese Luftgütemessstellen haben eine mannigfaltige Komponentenbestückung für die Messung von Schwefeldioxid, Feinstaub, Stickstoffoxide, Ozon und Kohlenmonoxid. 
  • Das emittentenbezogene Messnetz wurde in Form von Behördenauflagen im Umkreis einiger Großemittenten in der Steiermark errichtet. Derartige Messstellen sind im Gratwein-Gratkorner Becken und in Donawitz. Die Ausstattung der Messstationen richtet sich dabei nach den Emissionskomponenten der jeweiligen Anlage, wobei betriebsspezifische Immissionen ermittelt werden. 
Erklärung

5.1.1.2 Jahresmittelwerte von Schwefeldioxid 1990 – 2020

Seit Anfang der 1970er Jahre wird das dauerregistrierende Immissionsmessnetz der Steiermark kontinuierlich ausgebaut und den aktuellen lufthygienischen Erfordernissen laufend angepasst. Am Beginn der Messungen spielte der Luftschadstoff Schwefeldioxid (SO2) eine entscheidende Rolle. Saurer Regen und Waldsterben waren die medienwirksamen Schlagworte dieser Zeit, welche eng mit SO2 in Verbindung gebracht wurden. 

In den steirischen Ballungsräumen wurden Spitzenwerte von über 1000 µg/m3 von den Messgeräten registriert. Aber nicht nur in den städtischen Siedlungsgebieten, sondern auch im Einflussbereich großer Emittenten im Gratwein-Gratkorner Becken oder im Köflach-Voitsberger Becken wurden überhöhte Werte registriert. Gemeinsam mit der „hausgemachten“ Schwefeldioxidbelastung und den Ferneinträgen aus den angrenzenden geographischen Räumen wurde auch ein hoher Schadstoffeintrag in die Forstkulturen gemessen, so dass ein großflächiger Zusammenbruch der Wälder befürchtet werden musste. Als erste Maßnahme wurde daher ein Netz von Luftgütemessstationen in der Steiermark errichtet, um permanent den Schadstoffgehalt der Luft zu registrieren.

Die Karte zeigt die Jahresmittelwerte der SO2-Konzentrationen seit 1990. Hauptaugenmerk bei dieser Karte wurde auf die derzeit in Betrieb (2022) befindlichen SO2–Immissionsmessstellen gelegt, um die mehrjährigen Schadstoffkonzentrationen veranschaulichen zu können. Dadurch ergeben sich auch kürzere Reihen wie beispielsweise in Liezen. Fehlende Daten sind daher nicht auf Datenausfälle zurückzuführen, sondern schlicht auf die Tatsache, dass diese Stationen erst einige Jahren nach 1990 aufgebaut wurden. In jenen Fällen, wo die Station nur kleinräumig verlegt wurden, kommen die Messergebnisse der ehemaligen Standorte in die jeweiligen Diagramme zur Ansicht und werden durch eine unterschiedliche Farbnuancierung erkenntlich gemacht. 

Steiermarkweit lässt sich ein durchgehend abnehmender Trend des Belastungsniveaus von SO2 erkennen. Lediglich die Station Straßengel-Kirche
(454 m) hat zwischen 2000 und 2003 eine merkliche Zunahme der Konzentrationen zu verzeichnen. Diese Messstelle weist auch heute noch das höchste Schwefeldioxidniveau im gesamten Landesgebiet auf. 

Im landesweiten Vergleich wurden in der Landeshauptstadt Graz Anfang der 90er Jahre noch relativ hohe Konzentrationen aufgezeichnet, wobei mittlere Jahreskonzentrationen von 20 µg/m³ registriert wurden. Momentan liegen die SO2–Werte hier bei 1 – 3 µg/m³. In den steirischen Bezirkshauptstädten hat sich das Belastungsniveau von etwa 15 – 20 µg/m³ auf ebenfalls 1 – 3 µg/m³ abgesenkt. Somit herrscht in den steirischen Ballungsräumen ein erfreulich geringer SO2–Level vor.

Die Messdaten der Station Masenberg (1180 m) dokumentieren die aktuelle mittlere Grundbelastung mit 1 – 2 µg/m³ durch SO2 in den Ostalpen. Interessant in diesem Zusammenhang sind die Messergebnisse an den Stationen Klöch (415 m) und Remschnigg (785 m) zu Beginn der jeweiligen Messreihe. Sie belegen den Ferneintrag aus dem slowenischen kalorischen Kraftwerk Šoštanj/Schönstein nahe Velenje/Wöllau bei Celje/Cilli. Mit der Sanierung des Kraftwerkes gingen auch hier die Belastung etwa ab dem Jahr 2000 merklich zurück.  

Für den Rückgang der Schwefeldioxidimmissionen sind verschiedene rechtliche und technische Vorkehrungen verantwortlich, die den Schadstoffausstoß bereits bei den Verursachern eindämmen. Dazu gehören etwa die behördlichen Auflagen zum Einbau von Abgasreinigungsanlagen, die Absenkung des Schwefelgehaltes in Mineralölprodukten und auch die Forcierung von Fernwärmeanschlüssen. Mittlerweile wurden auch die großen Kohlekraftwerke wie ÖDK Zeltweg im Jahr 2001 und ÖDK Voitsberg III 2006 stillgelegt und in der Folge abgebaut. 

Im interaktiven SCHULATLAS STEIERMARK werden für sämtliche derzeit in Betrieb befindlichen SO2-Luftgütemessstellen (2022), die mehrjährigen Schadstoffverläufe in Form der Mittleren Jahresgänge und der Mittleren Tagesgänge vom 1. Oktober bis 1. April dargestellt. 

Erklärung

5.1.1.3 Jahresgang von Stickstoffdioxid 2001 – 2020

Im Winter 1988/89 führte das Konzentrationsniveau von Stickstoffdioxid (NO2) in der Landeshauptstadt Graz zu Smogalarm. In diesem Zusammenhang wurde damals sogar kurz vor Weihnachten der Unterricht in den Schulen abgesagt. 

Die wesentlichsten anthropogenen Quellen stellen die Abgase aus Kraftfahrzeugen neben den Emissionen aus verschiedenen Industriezweigen und aus dem Hausbrand dar. Die Stickstoffoxide entstehen dabei hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen durch die Freisetzung von im Brennstoff gebundenem Stickstoff, bei hohen Verbrennungstemperaturen aber auch durch die Oxidation von Luftstickstoff. Es wird zu 90-99 % Stickstoffmonoxid (NO) emittiert, welches in der Folge in der Atmosphäre relativ rasch in Stickstoffdioxid (NO2) umgewandelt wird. 

Allgemein ist der Jahresgang der Stickstoffdioxidkonzentrationen durch ein Minimum in der warmen Jahreszeit und ein Maximum im Winter gekennzeichnet. Zwar sind auch die Emissionen im Winter durch den Hausbrand höher, aber entscheidend sind die in der kalten Jahreszeit schlechteren Ausbreitungsbedingungen der Luftschadstoffe in den Tal- und Beckenlagen.

Zwischen Mai und August liegt die mittlere Konzentrationshöhe in den steirischen Bezirkshauptstädten bei rund 10 µg/m³. In Graz hingegen sind monatliche Durchschnittswerte bis zu 45 µg/m³ zu erwarten. Das heißt, dass die sommerlichen NO2-Konzentrationen in Graz höher sind als jene in den Bezirkshauptstädten während der kalten Jahreszeit. Die außerordentlich ungünstige Luftqualität in der Landeshauptstadt im Vergleich mit den anderen steirischen Zentren tritt dadurch deutlich hervor. In Graz muss zudem in den Wintermonaten mit durchschnittlich bis zu 65 µg/m³ NO2 gerechnet werden.

Unter den einzelnen Bezirkshauptstädten lassen sich nur graduelle Unterschiede erkennen. Im Jänner bewegen sich die mittleren Konzentrationen zwischen 30 µg/m³ und 40 µg/m³. Die allgemeine Hintergrundbelastung der Stickstoffdioxidkonzentrationen in der Steiermark lässt sich an der Mittelgebirgsstation Masenberg (1 170 m) erkennen, hier pendeln die Werte zwischen 2 und 5 µg/m³ im mittleren Jahresverlauf.

Erklärung

5.1.1.4 Mittlerer Tagesgang von Ozon 2001 – 2023

Anfang der 90er Jahre wurde es messtechnisch möglich, das bodennahe Ozon (O3) kontinuierlich zu messen. Gleich mit Beginn der Erhebungen wurden die Annahmen bestätigt, dass auch in der Steiermark ein hoher Ozonlevel vorliegt.

Die Steiermark weist aufgrund ihrer naturräumlichen und klimatischen Gegebenheiten ein recht unterschiedliches Konzentrationsniveau der Ozonbelastung auf. Allgemein lässt sich eine Abnahme der mittleren sommerlichen Tagesmaxima vom Südosten bis zum Nordwesten der Steiermark feststellen. Die Begünstigung der Obersteiermark ist einerseits auf die Witterungsverhältnisse und andererseits auf die geringere Vorbelastung durch Vorläufersubstanzen zurückzuführen. Die Obersteiermark und hier besonders die Nordstaugebiete von Bad Aussee bis Mariazell sind häufiger niederschlagsbringenden Tiefdrucklagen ausgesetzt, was gegenüber dem Vorland und dem Randgebirge mehr Bewölkung und Niederschlag und weniger Sonneneinstrahlung bedeutet. Die Bildung von Ozon ist jedoch stark von der Sonneneinstrahlung und der Lufttemperatur abhängig, was auch die höheren Werte im Sommer erklärt (vgl. dazu „Das Klima in der Steiermark“). Da es sich aber bei Ozon um einen sekundären Luftschadstoff handelt, der sich aus den Vorläufersubstanzen wie den Stickstoffoxiden und den Kohlenwasserstoffen unter den genannten Witterungsbedingungen bildet, ist auch deren Anteil in der bodennahen Luftschicht maßgebend für die Höhe der Ozonbelastung. Die Karte „Jahresgang von Stickstoffdioxid 2001 – 2021“ zeigt das geringere Belastungsniveau in der Obersteiermark.

Der typische sommerliche Tagesverlauf (1. April bis 31. August) der Ozonkonzentrationen in den Ballungsräumen ist durch ein Minimum in den frühen Morgenstunden gekennzeichnet. Das morgendliche Verkehrsaufkommen mit seinen Stickstoffoxidemissionen bewirkt eine luftchemische Reduktion des Ozons. Erst mit zunehmender Sonneneinstrahlung nimmt die Ozonbildung wieder merklich zu und bleibt tagsüber konstant hoch. Erst in den Abendstunden erfolgt ein Ozonrückgang, der einerseits auf die abnehmende Sonneneinstrahlung, andererseits auf die abendliche Verkehrsspitze zurückzuführen ist, welche neuerlich durch ihren Stickstoffoxidausstoß für eine Reduktion des Ozons sorgen. 

Das in den Ballungsräumen gebildete Ozon wird durch die bodennahen Windsysteme verfrachtet. Der Tagesgang im Gebirge, wie beispielsweise an der Station Rennfeld (1610 m) ablesbar, zeigt kein ausgeprägtes Maximum oder Minimum, sondern vielmehr einen über die gesamten Tagesstunden hinweg wenig akzentuierten Verlauf bei einem gleichbleibend hohen Konzentrationsniveau. Die Stationen abseits der Städte, im Riedelland und in den Mittelgebirgslagen verzeichnen mit zunehmender Seehöhe ein allmähliches Verflachen des Konzentrationsminimums. 

In den Sommermonaten umfassen die mittleren Tagesmaxima in den Tallagen und im Gebirge eine Spannweite zwischen 90 und 110 µg/m³, wobei in der Obersteiermark in jeweils vergleichbaren Höhenlagen mit rund 10 µg/m³ geringeren Werten zu rechnen ist. Die mittleren Tagesminima bewegen sich in den Siedlungsgebieten in einer Größenordnung von etwa 20 bis 30 µg/m³ und in den Gebirgslagen bei rund 100 µg/m³. 

Anschaulich nachvollziehen lassen sich diese Charakteristika in Abbildung 1, welche die Ozontagesgänge von Graz Nord (355 m), Graz-Schlossberg (470 m), Masenberg (1170 m) und Rennfeld (1610 m) in Form eines Stationsprofils zeigen. Der mittlere Tagesgang zeigt den Verlauf der Ozonkonzentrationen über 24 Stunden hinweg. Die Berechnung erfolgt durch eine Mittelwertbildung der Messdaten zu den entsprechenden Tagesstunden, beispielsweise werden sämtliche Werte von 12:00 Uhr über den gesamten Beobachtungszeitraum – in diesem Fall die meteorologischen Sommermonate Juni, Juli und August für die Jahre 2001 bis inklusive 2023 – ermittelt. Im Diagramm lässt sich das durchschnittliche Konzentrationsniveau für jede Stunde ablesen.

Abbildung 1: Mittlerer Sommertagesgang der Ozonkonzentrationen 2001 – 2023 anhand des Stationsprofils Graz-Nord (355 m), Graz-Schlossberg (470 m), Masenberg (1170 m) und Rennfeld (1610 m)

Erklärung

Jahresmittelwerte von Feinstaub 2001 – 2022

Erhebliche Feinstaubbelastungen sind in den Siedlungszentren der Steiermark und Österreichs, aber auch EU-weit in vielen Regionen nachzuweisen.
Die Karte zeigt die Jahresmittelwerte der Feinstaubkonzentrationen seit 2001. Seit diesem Jahr werden die Luftgütemessstellen in der Steiermark schrittweise von der Schwebstaub- auf die Feinstaubmessung umgerüstet. In den jeweiligen Diagrammen werden auch kleinräumige Standortsveränderungen einzelner Immissionsmessstellen dargestellt. Die grauen Balken bedeuten, dass die Luftgütemessstelle kleinräumig verlegt wurde, aber in Hinblick auf die angestrebte Veranschaulichung von mehrjährigen Messreihen die Staubdaten in dieser Form berücksichtigt werden. Fehlende Balken wie beispielsweise an der Station Weiz besagen, dass diese Messstelle im Laufe des Jahres 2003 mit einem Feinstaubmessgerät ausgerüstet wurde und somit ein Jahresmittelwert erst seit 2004 zur Verfügung steht. Zwecks besserer Vergleichbarkeit der einzelnen Diagramme untereinander wurde eine einheitliche Zeitachse mit Beginn 2001 gewählt.

Grundsätzlich lässt sich ein Konzentrationsunterschied zwischen den Ballungsräumen (z.B. Weiz) und den Mittelgebirgslagen (z.B. Masenberg) erkennen. Die höheren Konzentrationen in den Siedlungsräumen sind einerseits durch ihre Nähe zu den Emittenten bestimmt und andererseits auf die geländeklimatischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. In den schlecht durchlüfteten Tal- und Beckenlagen kommt es besonders in der kalten Jahreszeit durch den geringen Luftaustausch zu einer verstärkten Feinstaubanreicherung, wobei besonders bei antizyklonalen Wetterlagen die Wahrscheinlichkeit einer hohen Feinstaubbelastung besonders hoch ist. Die Belastungen weisen dann eine große regionale Homogenität auf, die sich bei entsprechender Witterung auf das gesamte Land erstrecken kann, was auf eine großräumig vorhandene regionale und überregionale Hintergrundbelastung hinweist. Einmal freigesetzter Feinstaub kann tagelang in der Atmosphäre verbleiben. 

Staub ist ein Luftschadstoff. Von entscheidender Bedeutung für die gesundheitlichen Auswirkungen sind Inhaltsstoffe und Größe. Je kleiner die Partikel sind, desto rascher und tiefer können sie in die Lungen eindringen und dadurch unsere Gesundheit gefährden. Liegt die Partikelgröße unter 30 Mikrometer (30 µm = 0,03 mm) dann spricht man von Schwebstaub (TSP = Total Suspended Pariticles). Als Feinstaub (PM10) werden jene Teilchen bezeichnet, deren Durchmesser weniger als 10 Mikrometer (10 µm = 0,01 mm) beträgt. Da die international verwendete Bezeichnung für Feinstaub „Particulate Matter“ lautet, kürzt man diesen Luftschadstoff mit PM10 ab.  

Die rechtliche Basis für die Grenzwerte von Feinstaub stellt das Immissionsschutzgesetz – Luft dar. Für den Feinstaub (PM10) beträgt der gültige Tagesmittelgrenzwert 50 µg/m³. Pro Kalenderjahr sind aber folgende Zahlen von Überschreitungen zulässig:

bis 2004

35 Überschreitungen

2005 – 2009

30 Überschreitungen

ab 2010

25 Überschreitungen

 Der Jahresmittelgrenzwert liegt bei 40 µg/m³, wobei ein Zielwert von 20 µg/m³ angestrebt wird.

 Allgemein liegen die Belastungen mit Feinstaub im Jahresmittel in den steirischen Ballungsräumen unter 20 µg/m³. In der Landeshauptstadt Graz aber etwas über 20 µg/m³. Insgesamt lässt sich eine merkbare Abnahme des Belastungsniveaus an allen steirischen Stationen erkennen.


Quelle und Bearbeiter

Quellenverzeichnis

Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachstelle GIS

Datenquelle:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 15, Referat Luftreinhaltung

Weiterführende Literatur:
Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark (2016): Unser Lebensmittel Luft (4. neu überarbeitete Auflage), Graz.

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/NMS:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568

Lehrpläne BHS (HLW und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP):
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24

Autorinnen und Autoren

Text:
Mag. Dieter Pirker (2004, 2014, 2023)

Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb

Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb

Kartengestaltung:
Mag. Dieter Pirker, Mag. Bernadette Ebner (2004, 2014, 2023)

Arbeitsmaterialien:
Mag. Michael Krobath, Mag.a Dr.in Marlies Pietsch, Mag. Dieter Pirker

Web-Bearbeitung:
Mag.a Bernadette Ebner (2023)

Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc


Didaktik

Fächerübergreifendes und projektorientiertes Arbeiten ist in allen Schulstufen zu fördern. Das Thema „Luftreinhaltung“ eignet sich besonders für den fächerverbindenden Unterricht in GW, BU, Physik und Chemie, wofür sich auch entsprechende Anknüpfungspunkte in den jeweiligen Lehrplänen finden. Viele Einsatzmöglichkeiten dieser Materialien in unterschiedlicher Intensität bieten sich in allen Schulstufen, da die Thematik Luft und Luftschadstoffe eine äußerst sensible und aktuelle ist. Verständnis für die Natur und Umwelt, und in diesem Kontext für die Luft als Lebensgrundlage des Menschen, soll aufgebaut werden. Die kritische Auseinandersetzung mit Statistiken, die Aufarbeitung von räumlichen Daten und Informationsmaterial und die Auswirkungen wachsender Verkehrsströme auf die Umwelt sind weitere Lehrplanforderungen. Die Lehrplanforderungen beziehen sich nicht ausschließlich auf Luft und Luftschadstoffe, sondern sind im komplexen Bereich Umwelt zu finden. 

Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen.  Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.

Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen =  Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde

2. Klasse:
Leben in Ballungsräumen:

  • Das Leben in Ballungsräumen und peripheren Räumen vergleichen.
  • Erfassen von Merkmalen, Aufgaben und Umweltproblemen in Ballungsräumen.
  • Erkennen der Vernetzung zwischen Kernstadt und Umland.

Der Dienstleistungsbereich:

  • Erfassen der wirtschaftlichen Bedeutung von Freizeit und Tourismus.
  • Erwerben grundlegender Informationen und Fertigkeiten für die richtige Wahl von Verkehrsmitteln.
  • Erfassen, wie Regionen durch Verkehrseinrichtungen unterschiedlich erschlossen und belastet werden.

3. Klasse:
Gestaltung des Lebensraums durch die Menschen:

  • Die Lebenssituation in zentralen und peripheren Gebieten vergleichend erfassen.
  • Vergleichen unterschiedlicher Standortpotenziale zentraler und peripherer Gebiete an den Beispielen Verkehr, Infrastruktur, Versorgung und Umweltqualität.

4. Klasse:
Gemeinsames Europa – vielfältiges Europa:

  • Informationen über ausgewählte Regionen und Staaten gezielt sammeln und strukturiert auswerten.
  • Erkennen, dass manche Gegenwarts- und Zukunftsprobleme nur überregional zu lösen sind, um damit die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit gesamteuropäischen Fragen zu fördern.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde

5. Klasse (1. und 2. Semester): 
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt.
Geoökosysteme der Erde analysieren.

  • Klimadaten in Diagramme umsetzen.

Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren.

  •   Regionale Konflikte über die Verfügbarkeit von knappen Ressourcen (Boden, Wasser, Bodenschätze, usw.) und dahinter stehende politische Interessen erklären.
  •   Tragfähigkeit der Einen Welt zukunftsorientiert reflektieren.

7. Klasse (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen.

  • Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandortes Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten und mit anderen Staaten vergleichen.
  • Lebensqualität in Österreich diskutieren.

7 Klasse (6. Semester):
Kompetenzmodul 6:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
 Naturräumliche Chancen und Risiken erörtern.

  • Geoökologische Faktoren und Prozesse erklären.
  • Naturräumliche Gegebenheiten als Chance der Regionalentwicklung erkennen.   
  • Naturräumliche sowie soziale Gegebenheiten und Prozesse als Ursachen ökologischer Probleme erörtern.  
  • Eigene Strategien für ökologisch nachhaltiges Handeln entwickeln.

8. Klasse (7. Semester):
Kompetenzmodul 7:
Lokal – regional – global: Vernetzungen – Wahrnehmungen – Konflikte. 
Chancen und Gefahren der Globalisierung.

  • Globalen Wandel und seine ökonomischen, sozialen und ökologischen Ursachen und Wirkungen – auch hinsichtlich der eigenen Lebenssituation – erörtern.
  • Strategien individuell, betrieblich und gesellschaftlich nachhaltigen Handelns entwickeln.

Lehrplanforderungen BHS

HAK:
I. Jahrgang (1. und 2. Semester):
Geoökologische Wirkungsgefüge und wirtschaftliche Auswirkungen:

  • Endogene und exogene Kräfte (Entstehung und Veränderung), Naturkatastrophen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen, Atmosphäre und Wetter, Wechselspiel zwischen Klima und Vegetation, wirtschaftliche Nutzungen und ihre Auswirkungen (Konfliktfelder und Konfliktbewältigung bezüglich Umwelt, Bodenschätze, Ressourcenverteilung).

HLW und Tourismusschulen:
IV. Jahrgang (8. Semester):
Kompetenzmodul 8:

  • Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit.

HTL:
I. Jahrgang:

  • Geofaktoren und ökologisches Wirkungsgefüge; landschaftsökologische Zonen der Erde.
  • Wechselwirkungen zwischen Ökosystemen; Ressourcenknappheit und Tragfähigkeit der Erde; Nachhaltigkeit in der Raumnutzung; Nutzungskonflikte; Lebensraum Österreich.

BAfEP:
III. Jahrgang (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:
Bereich „Gesellschaft“:

  • Umgang mit Ressourcen, ökologischer Fußabdruck, Partizipation in der Zivilgesellschaft insbesondere am Beispiel Österreich.

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • Merkmale, Aufgaben und Umweltprobleme in Ballungsräumen nennen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I)
  • Messwerte in Diagramme umsetzen, lesen und interpretieren. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB I, II, III)
  • unterschiedlicher Standortpotenziale zentraler und peripherer Gebiete an den Beispielen Verkehr und Umweltqualität mit Fokus auf Luftqualität vergleichen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • mögliche Lösungsansätze für Gegenwarts- und Zukunftsprobleme, wie Umweltprobleme, entwerfen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • die Tragfähigkeit der Einen Welt, mit speziellem Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit, zukunftsorientiert reflektieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • Lebensqualität unter Bezugnahme der Luftqualität in Österreich diskutieren. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • naturräumliche sowie soziale Gegebenheiten und Prozesse als Ursachen ökologischer Probleme erkennen und erörtern. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • ökologische und gesellschaftliche Auswirkungen von endogenen und exogenen Kräften erklären. (HAK / AFB II)
  • die Notwendigkeit einer nachhaltigen Wirtschaft vor dem Hintergrund der Ressourcenverknappung beurteilen. (HLW und Tourismusschulen / AFB III)
  • Nutzungskonflikte und Ökokrisen anhand des Beispiels der Luftqualität erklären. (HTL / AFB II)
  • Luft als eine Ressource begreifen und den Umgang damit diskutieren. (BAfEP / AFB III)

Luftreinhaltung und Lufthygiene stellen ein zentrales Kapitel des Umweltschutzes dar. Luftverunreinigungen sind unvermeidbar, da sie das Ergebnis von lebensnotwendigen Aktivitäten des Menschen, wie beispielsweise Nahrungsmittelzubereitung, Raumwärme, Körperpflege, Bekleidungsherstellung, Wohnraumschaffung sowie dem daraus resultierenden Transport der dafür notwendigen Güter und Arbeitskräfte, sind. Demgegenüber steht allerdings der lebensnotwendige Bedarf an möglichst schadstofffreier Atemluft. Das zentrale Anliegen des modernen Luftreinhaltegedankens besteht darin, für diesen Widerspruch einen nachhaltigen Kompromiss zu finden. 

In den vergangenen 40 Jahren konnten deutliche Erfolge bei der Reduktion der Schwefeldioxidbelastung der Luft erzielt werden. Hingegen bewirken die bisherigen Maßnahmen  zur Verminderung der Stickstoffoxide und des Ozons noch keine ausreichende Reduktion dieser Immissionskonzentrationen in der Steiermark. Die Feinstaubproblematik stellt  aber derzeit wohl die größte Herausforderung im Rahmen der Luftreinhaltung und Lufthygiene dar.